IO-Newsletter 2-2013

IO-Newsletter 2-2013

22.10.2013 | 2013 | Archiv | IO-News

Die Rucksäcke werden gepackt, Illustratoren und Verlage machen sich bereit für den Weg in ein unbekanntes Terrain. Denn die Digitalisierung der Welt macht auch vor dem Kinderzimmer oder dem Klassenraum nicht Halt. Welches Rüstzeug Urheber und Verwerter dafür brauchen, wird gerade diskutiert. Am runden Tisch mit der Illustratoren Organisation (IO) sitzen nicht nur Kinder- und Jugendbuchverlage, auch Schulbuchverlage suchen nach Lösungsmöglichkeiten im Dialog mit der IO. Selbst wenn bisher nur ein geringer Teil der Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit des E-Books nutzt, so steigt der Marktanteil deutlich. Verlage bieten weit über die Hälfte ihrer Titel inzwischen auch digital an. Für die Kleinen werden Bilderbücher in Apps oder enhanced E-Books verwandelt. Und Schulkinder können ihr Wissen online in Lernportalen der Schulbuchverlage vertiefen. In Holland findet der Unterricht mancher Schulen nur noch auf dem iPad statt.
Doch auch für diese Medien braucht man Illustrationen. Oft sogar Animation. Durch die multimediale Nutzung der Illustrationen ergeben sich Fragen nach Einräumung und Vergütung neuer Nutzungsrechte, die für eine Buchausgabe bisher nicht relevant waren.
Das Bearbeitungsrecht wird nun eines der wichtigsten Rechte, das verhandelt werden muss. Denn für eine App reicht das bis- her übliche Änderungsrecht zur Anpassung der Illustration ins Layout nicht mehr aus. Aus einer Illustration wird eine Anima- tion, die oft von anderen umgesetzt wird als dem Urheber selbst. Es müssen Wege gefunden werden, wie der Urheber sein Werk nicht aus den Augen verliert, wenn es in den Daten- banken von Online-Lehrmaterialien Einlass findet. Wann wird es wie oft wofür genutzt? Wie hoch sollte eine Beteiligung bei Downloads sein? Wie begrenzt man eine Nutzung im Internet, in dem kaum etwas tatsächlich gelöscht werden kann, in dem sich Vertriebswege schnell verzweigen und aufsplitten, von unerwünschten Kopien ganz zu schweigen?
Der Weg zu E-Book und App mag sich für den Urheber noch als beschwerlich und unwegsam darstellen, aber er birgt auch eine neue Chance. Selfpublishing war nie zu vor so leicht wie jetzt. War der große Stolperstein für den Urheber im Selbstverlag immer der Vertrieb, so ist nun der Käufer nur ein paar Klicks weit weg. Die Aufbereitung der Daten ist oft kinderleicht. Was bieten die traditionellen Verlage dem modernen Illustrator also auf lange Sicht, das er nicht selbst leisten kann?
Die Landschaft der Buch-Medien verändert sich. Die Gespräche am runden Tisch sind für beide Seiten notwendig, um diesen Weg für Urheber wie auch Verwerter gut und sicher begehbar zu machen. Gemeinsam.

Marion Meister arbeitet seit 2002 als freie Illustratorin im Bereich Kinder- und Jugend- buch sowie Schulbuch. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Niedersachsen. 



Durch den Beschluss der Mitgliederversammlung im Mai 2013 hat die IO das politische Mandat erhalten, im Sinne des § 36 zu verhandeln. Derzeit sind wir mit Bildungsmedienverlagen und der avj im Gespräch uber Vergutungsregeln; weitere Verwerter werden folgen. Diese Verhandlungen wird der Vorstand allein nicht in der erforderlichen Breite leisten können; wir bitten des- halb unsere Mitglieder um aktive Mithilfe: Tut euch zusammen und stellt dem Verband Daten zu Üblichkeiten, Verträgen, Arbeits- bedingungen, Zufriedenheit der Illustratoren usw. aus allen Berei- chen zur Verfügung. Nur so können nach und nach umfassende Verhandlungen mit allen Verwertern aufgenommen werden.


 

Vertragsberatung zu Sonderkonditionen

In Zusammenarbeit mit ihrer Kanzlei bietet die IO ihren Mitgliedern die Möglichkeit einer umfassenden juristischen Ver- tragsprüfung zu attraktiven Konditionen an.
Fragestellungen rund um das Berufsbild Illustrator sowie einzelne Fragen zu Vertragsklauseln werden nach wie vor über die kostenfreie juristische Erstberatung abgedeckt.
Die Vertragsberatung hingegen prüft bestehende Verträge, vorgelegte Vertragsentwürfe oder von IO-Mitgliedern selbst- verfasste Schriftsätze auf ihre Rechtssicherheit und weist auf mögliche Konsequenzen hin. Informationen unter: http://www.io-home.org/leistungen/recht_und_steuern/vertragsberatung/
 
Bologna Guide
Für alle Interessierten der Bologna Children's Book Fair hat IO-Mitglied Stefanie Wegner in Zusammenarbeit mit weiteren engagierten Mitgliedern einen umfangreichen „Crowd-Source-Guide" erstellt. Dieser enthält wertvolle Tipps und Empfehlungen für den Besuch auf der Kinderbuchmesse. Herzlichen Dank dafür!
Der Guide kann von der Website heruntergeladen und gerne mit Rückmeldung an die Geschäftsstelle ergänzt bzw. laufend aktualisiert werden: http://www.io-home.org/leistungen/service/bologna_guide
 

 

Mit der Buchmesse treffen sie wieder aufeinander: Wirtschaft und Kreativität, Kunde und Auftragnehmer, Verlage und Illustratoren… Ein nutzbringendes Miteinander für beide Seiten und doch auch nicht ganz leicht in der Zusammenfindung. Karin Gruß bildet hier das optimale Verbindungsglied. Mit ihrer langjährigen Erfahrung als Lektorin auf Verlagsseite und als freiberufliche Beraterin für Illustratoren kann sie hilfreichen Rat geben.


IO-Geschäftsstelle: Frau Gruß, in einer mittlerweile sehr online-basierten Welt, wie wichtig ist da noch ein persönliches Zusammentreffen von Illustratoren und Auftraggebern?
Karin Gruß: Man stelle sich vor, ein Verlag bäte für ein Manuskript online um Bildproben zu einem ältlichen männlichen Sympathieträger, der Kenntnisse in der Garten- und Tierpflege hat und eine gewisse Liebe zur Natur – bitte in ca. drei Wochen als PDF. Pettersson und Findus gäbe es so sicher nicht. Illustratoren sind keine Lieferanten von Bildmaterial, Verlage keine Ticketautomaten. Persönlicher Kontakt ist für beide Seiten wichtig. Verlage brauchen verlässliche Partner, weil sie das größere Risiko tragen – vor allem finanziell. Illustratoren, vor allem, wenn sie den Markt noch nicht kennen, brauchen eine verlegerische Heimat oder wenigstens einen Liegeplatz für eine gewisse Zeit, an dem sie sich zugehörig fühlen.
IO-Geschäftsstelle: Aus Ihrer Erfahrung auf Verlagsseite, welche Bedeutung haben Illustratoren überhaupt im Entstehungsprozess eines Gesamtwerkes? Wie wichtig ist die Auswahl des „richtigen” Illustrators?
Karin Gruß: Am Anfang des Gesamtwerkes, z.B. beim Bilderbuch, steht neben der Eignung vor allem die Wirkung des Textes. Welche Gefühle, welche inneren Bilder setzt er frei? Das Lektorat überlegt: Soll die Illustration dem Text folgen, ihn erweitern, schmücken, konterkarieren? Aber auch: Berührt der Text auch den Illustrator? Hier fallen Entscheidungen, die nicht nur für die Produktion, sondern auch auf der menschlichen Seite von großer Bedeutung sind.
IO-Geschäftsstelle: Was viele unserer Mitglieder interessieren wird: Welche Kriterien sind bei einer Bewerbung wichtig?
Karin Gruß: Junge Illustratoren ohne Marktkenntnis sollten sich die Verlagslandschaft in aller Ruhe und sehr genau ansehen. Dazu eignen sich Messen hervorragend. Wofür steht der Verlag? Welches Image hat er? Verfolgt er eine bestimmte Ausrichtung (z.B. religiöse Literatur)? Welche namhaften Künstler sind dort vertreten? Bewerbungen sollten gezielt ablaufen, nicht in Beliebigkeit ausufern. Es überzeugt, wenn man die Kenntnis eines Verlagsprogramms dadurch beweist, dass man sich für einen Themenschwerpunkt (z.B. Bücher zum Familienalltag) oder eine Ausrichtung (z.B. philosophische Themen im Bilderbuch) bewirbt. Hervorheben kann man die Bewerbung schon durch die Verpackung: Sie sollte auffallen und neugierig machen.
IO-Geschäftsstelle: Können Sie einen Trend in der Zusammenarbeit erkennen? Welche Entwicklung erwartet uns auch hinsichtlich der immer kürzeren Produktzyklen bei einer steigenden Zahl von Neuerscheinungen?
Karin Gruß: Einerseits gibt es immer mehr Fusionen, bei denen sich die Programme verwässern, an Kontur verlieren. Andererseits gibt es viele erfreuliche Verlagsneugründungen, die mit ambitionierten Programmen aufwarten. Die Buchproduktion gerät immer mehr unter Druck: durch E-Books, Tablets u.Ä., auch durch Selfpublishing, das immer selbstverständlicher wird.
Erfolgreiche Verleger setzen vor allem auf Qualität: nicht nur bei der Entwicklung und Herstellung ihrer Bücher, deren Präsentation und Vermarktung, sondern auch bei der „Pflege” ihrer Autoren und Illustratoren.
Meine Empfehlung:
Suchen Sie den Austausch mit KollegInnen, Fachleuten und Lesern. Berufsverbände und Ateliers haben hier eine wichtige Aufgabe!
Karin Gruß unterrichtete Deutsch und Kunst, saß in Jurys, verkaufte und rezensiert bis heute Bücher. 2013 erschien ihr Bilderbuch „Ein roter Schuh” mit Tobias Krejtschi. Nach vielen Jahren Lektoratsarbeit begleitet sie seit 2009 junge Künstler mit INDIVIDUELLER ILLUSTRATOREN-BERATUNG: www.karingruss.de


Die Frankfurter Buchmesse steht wieder an – und damit eine günstige Gelegenheit, Auftraggeber kennenzulernen. Ein guter Zeitpunkt, um sich darüber Gedanken zu machen, wie man als Illustrator die eigenen Arbeiten in der Mappe bestmöglich präsentieren kann.

Ob wir Aufträge erhalten, hängt nicht ausschließlich von der fachlichen Qualität der Illustrationen ab, sondern auch vom ersten Eindruck, den wir hinterlassen. Alles, was wir nach außen kommunizieren, z.B. die Visitenkarte, Website oder auch unsere Mappe beeinflussen, wie wir als Unternehmer wahrgenommen werden.

Für die Mappe haben sich folgende Punkte bewährt:
Auf der Buchmesse bietet sich ein tragefreundliches Format von A4 oder A3 an. Eine hochwertige Mappe mit sauberen Folien unterstützt die eigene Arbeit. 10 bis 20 sehr gute Arbeiten sind ausreichend. Hier gilt: Qualität kommt vor Quantität. Ebenso wichtig ist es, beim Auswählen stets die Bedürfnisse und Anforderungen der eigenen Zielgruppe im Hinterkopf zu behalten. Um diese zu definieren helfen folgende Fragen: Wo liegen meine Stärken? Für wen möchte ich arbeiten? Was für Vorteile haben meine Kunden, wenn sie mit mir arbeiten? Wie kann ich diese Vorteile mit meiner Mappe zeigen?
Auch die Reihenfolge der Arbeiten ist von Bedeutung: Stets mit dem stärksten Bild beginnen und mit der zweitstärksten Arbeit abschließen. Und: Da jeder Kunde anders ist, ist es sinnvoll, die Mappe vor jedem Termin individuell anzupassen.

Franziska Walther


Liebe Mitglieder, liebe Freundinnen und Freunde der IO,

das Programm und die Inhalte der Frankfurter Buchmesse 2013 haben deutlich gezeigt, dass ein Wandel im Verlagswesen stattfindet. Der Einsatz immer neuer Medien und die Fragen, die in diesem Zusammenhang zu klären sind, spiegelten sich wieder in e-book-, App- und Online-Seminaren sowie vielen begleitenden Diskussionengruppen.
Auch unsere aktuelle Ausgabe, die wir leider erst jetzt nach der Buchmesse versenden konnten, befasst sich daher mit diesem Thema, weist in diesem Zusammenhang Chancen und Risiken für Illustratoren auf und gibt Einblick in die Zusammenarbeit von Illustratoren und Verlagen.

Wir wünschen allen Mitgliedern und Kollegen eine erfolgreiche Nachbereitung der Buchmesse!