Musterverträge zur Vorlage und zum Vergleich
Bessere Verhandlungsposition mit Wissen um alternative Formulierungen
Jeder Vertrag ist verhandelbar. Bis zu Ihrer rechtsverbindlichen Unterzeichnung sollten Sie ihn lediglich als Vorschlag zu den Rechten und Pflichten der Vertragspartner betrachten. Naturgemäß hat dabei jede Partei eher ihre eigenen Rechte und Interessen im Blick. Das ist völlig legitim – und ebenso von der Gegenseite, es nicht widerstandslos zu akzeptieren.
Da Verträge meist vom Auftraggeber erstellt werden, haben wir eigene, urheberfreundliche Musterverträge formuliert und juristisch prüfen lassen. Sie sind ein Gegenentwurf zu den Verlagsverträgen und sollen Ihre Verhandlungsposition auf Augenhöhe mit den Verwertern erleichtern.
Rahmenvertrag
Auch wenn es als Schriftstück gewaltig und vielleicht ein wenig abschreckend auf Sie wirkt: Ein Rahmenvertrag ist erst einmal nichts Negatives. Er wird verwendet, um die grundsätzlichen Bedingungen in der Zusammenarbeit der Vertragspartner zu regeln, also ihre jeweiligen Rechte und Pflichten zu definieren. Auch werden meist die allgemeinen Liefer- und Zahlungsbedingungen darin aufgeführt, die dann durch spätere Einzel- oder Werkverträge für ein bestimmtes Projekt konkretisiert werden.
Ähnlich unserer AGB klärt der Rahmenvertrag der IO die spezifischen Inhalte und Bedingungen der Zusammenarbeit zwischen Illustrator*in und Auftraggeber*in. Sie müssen ihn nicht 1:1 übernehmen. Wie auch die anderen IO-Verträge ist er als Baukastensystem zu verstehen und sollte auf die eigenen Bedürfnisse überprüft und die Passagen für jeden Kunden individuell zusammengestellt, angepasst und verhandelt werden.
Werkvertrag
Wo in anderen Bereichen ein Auftrag reicht, wird das konkrete Projekt mit Honorarhöhe und Leistungsumfang im Verlagsbereich oftmals mit einem umfangreicheren Werkvertrag beauftragt. Die grundsätzlichen Inhalte sind zwar im Bürgerlichen Gesetzbuch geregelt (§§631 ff), aber die speziellen Inhalte und Anforderungen machen eine umfassendere Definition notwendig.
So ist für Sie als Illustrator*in neben der Honorarhöhe und dem Leistungsumfang auch relevant, wo und wie Ihr Werk eingesetzt werden darf, ob und in welcher Form Sie Beteiligungen erhalten oder Ihrem Vertragspartner Bearbeitungen erlaubt werden. Speziell für den Bereich Schulbuch haben wir daher den Werkvertrag der IO erarbeitet, der in dieser Form auch für einen breiten Einsatz im Verlagsbereich geeignet ist. Die Kommentierung erklärt Fachbegriffe und Zusammenhänge und macht verständlich, weshalb es notwendig ist, auf bestimmte Regelungen zu bestehen.
Lizenzvertrag
Mit dem Lizenzvertrag räumen Sie dem Vertragspartner das Recht ein, Ihr Werk wirtschaftlich nutzen zu dürfen. Das erfolgt meist gegen Zahlung von Lizenzgebühren. Im Gegensatz zum Werkvertrag wird die Illustration losgelöst von einem konkreten Projekt betrachtet. Lediglich der Lizenzbereich für die Einräumung der gewerblichen Schutzrechte wird definiert, wie z.B. Bekleidungsartikel, Merchandising etc.
Der Vorteil einer solchen Lizensierung für Sie ist, dass große Konzerne meist bessere Vermarkungskanäle und -möglichkeiten haben. Und auch, dass eine internationale Verwertung mit ihren jeweiligen individuellen Marktbedingungen dadurch leichter fallen kann. Als Vorlage für diese mögliche Zweitverwertungen eigener Arbeiten haben wir das Muster für einen Lizenzvertrag erstellt. Wie auch die anderen IO-Verträge ist er als Baukastensystem zu verstehen und sollte auf den jeweiligen Einsatz überprüft und zusammengestellt werden. Die gelben Felder markieren die individuell zu definierenden Angaben.
Ratgeber rund um Kinderbuch und Schulbuch
Verstehen was und wie verhandelt werden sollte
Viele Schwierigkeiten in der Zusammenarbeit mit Kunden ergeben sich daraus, dass Berufseinsteigern die wertvollen Informationen aus der Praxis fehlen. So laufen sie Gefahr, Konsequenzen einzelner Vertragspunkte nicht in Gänze zu erfassen und in Verhandlungen übervorteilt zu werden. Denn wer kennt zu Beginn seiner Selbständigkeit bspw. schon die unterschiedlichen Vergütungsmodelle, Beteiligungsarten und Abrechnungsmethoden?
Unsere beiden Leitfäden sind eine Sammlung aus Erfahrungen von IO-Kollegen und Kolleginnen aus ihrer Praxis. Sie geben ihre Erfahrungen beim Verhandeln von Verlagsverträgen wieder. Wir haben diese hilfreichen Tipps und konkrete Empfehlungen zusammengefasst, um kritische Vertragsformulierungen zu erkennen und Ihnen so zu helfen, typische – und teilweise teure – Anfängerfehler zu vermeiden.
Leitfaden Kinderbuch
Was ist der Unterschied zwischen dem NLP und dem NVE? Was ist ein Garantiehonorar und wie werden Beteiligungen abgerechnet? Warum sollte die Wettbewerbsklausel genau geprüft werden und was ist hinsichtlich der Eigenwerbung zu beachten? Diese und viele weitere Ihrer Fragen beantwortet unser Leitfaden Kinderbuch und gibt darüber hinaus konkrete Praxistipps. So können Sie sicher sein, in Verhandlungen die richtigen Forderungen zu stellen und in Vertragsformulierungen die vorteilhaftere Begrifflichkeit zu kennen. Manche Informationen rund um das Thema Vergütung ist Ihnen sicher bereits aus dem Honorarwerk Illustration vertraut. Vertiefend dazu konzentriert sich dieser Ratgeber auf die Sparte Kinder- und Jugendbuch.
Leitfaden Schulbuch
Welche Nutzungsrechte werden i.d.R. eingeräumt, wie groß ist der Verhandlungsspielraum beim Honorar, was ist bei Meldungen bei der VG Bild-Kunst zu beachten? Durch gezielte Umfragen hat das Netzwerk Schulbuch Wissen zu Vertragsverhandlungen gesammelt und für IO-Mitglieder zusammengefasst. Der Leitfaden Schulbuch hält die Erfahrungen von etablierten Kolleg*innen aus der Sparte Schulbuch fest. Sie erklären, worauf in Verträgen mit Schulbuchverlagen zu achten ist – und auch was in den einzelnen Verhandlungen umgesetzt werden konnte. Wie schon der Leitfaden Kinderbuch gibt Ihnen dieser Ratgeber damit praxisnahe Tipps und konkrete Empfehlungen für die Verlagsgespräche.
Gewinnen mit fairen Bedingungen
Viele Vertragsinhalte finden sich auch in Ausschreibungen und Wettbewerben für Kreativschaffende wieder. Nur sind sie dort als einseitige Teilnahmebedingungen formuliert und geben damit nicht viel Verhandlungsspielraum. Allerdings können sie abgelehnt werden. Entweder dadurch, dass von einer Teilnahme abgesehen wird oder – aktiver – indem die Ausschreibenden mit Hinweis auf unseren Appell für faire Wettbewerbsbedingungen gebeten werden, ihre Teilnahmeregelung entsprechend anzupassen. Zwar tritt auch die Geschäftsstelle der IO regelmäßig in einen Dialog mit Ausrichter*innen, aber je mehr Stimmen, desto lauter der Appell.
Dieser richtet sich in erster Stelle an große, repräsentative Auftraggeber*innen oder Ausschreibungen der öffentlichen Hand. Diese stehen mit in der Verantwortung die Wertschätzung für die illustrative Tätigkeit mit Leben zu füllen. Da sie mit der richtigen Ansprache professionell tätiger Illustrator*innen auch hochqualitative Kreativgüter erhalten, gewinnen letztendlich alle von fairen Ausschreibungs- und Wettbewerbsbedingungen.
Natürlich sind wir bemüht, die Übersicht aktuell zu halten. Daher freuen wir uns über Ihre Kommentare und/oder Ergänzungen, um die Leitfäden entsprechend zu erweitern. Bitte schicken Sie Ihr Feedback gerne per Mail an die Geschäftsstelle.
Auch danken wir allen Kolleg*innen, die durch die Weitergabe ihrer Erfahrungen an den Leitfäden Kinderbuch und Schulbuch mitgewirkt haben und somit den Nachwuchs unterstützen.