Deutscher Kinderbuchpreis – Stellungnahme

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Christian Effenberger ©2020

Deutscher Kinderbuchpreis – Stellungnahme

31.05.2021 | 2021 | IO-News | Stellungnahme der IO

27. Mai 2021

Sehr geehrte Frau Schröter,

als Berufsverband deutschsprachiger Illustrator*innen mit über 2.000 Mitgliedern begrüßen wir die Auslobung eines weiteren, hochdotierten Preises für die Kinderbuchbranche, den Deutschen Kinderbuchpreis. Ein sehr großer Teil unserer Mitglieder ist in diesem Genre tätig.

Leider reiht sich dieser Preis durch die reine Würdigung der Textautor*innen in eine lange Liste von Kinderbuchpreisen ein, die im Vergleich zu Anzahl und Dotierung bestehender Illustrationspreise nicht die Bedeutung von Illustration widerspiegelt.

Wir sind der Überzeugung, dass dieser Preis mit den besten Absichten zur Würdigung dieser gesellschaftsprägenden Branche gegründet wurde. In dem Fall kommt man nicht umhin, die Rolle des Bildes dabei genauer zu betrachten:

Die Bedeutung von Illustrationen in Büchern muss nicht erst erläutert werden. Wir sind uns sicher einig, dass Bilder oftmals nicht nur ausschlaggebendes Kaufkriterium sind, sondern die Geschichte prägen, miterzählen, Emotionen erzeugen und zum Leben erwecken. Wobei das Bild nicht zwingend dem Text folgt.

Illustration ist eine Sprache. Eine bildliche Sprache. Sie dekoriert und übersetzt den Text nicht nur, sondern ist eine eigenständige oder ergänzende Kommunikationsform. In vielen Fällen kommt sie ebenso ohne den Text aus, wie der Text an manchen Stellen ohne das Bild. Gerade dieses Zusammenspiel der beiden Ebenen ist es, was das gesamte Werk ausmacht. Welcher dabei die größere Bedeutung zukommt, lässt sich nicht verallgemeinern oder an der Anzahl der Bilder bzw. Worte bemessen. Ein*e Bildautor*in bedient sich eines anderen Vokabulars als ein*e Textautor*in – es handelt es sich aber um eine gleichwertige Autorentätigkeit.

Die Möglichkeit, den Illustrator durch den Autor beteiligen zu lassen und ihm/ihr die Entscheidung zu überlassen, ist ein sehr unglückliches Signal, das die wertschätzende Zusammenarbeit auf Augenhöhe untergräbt. Es wird eine Hierarchie aufgebaut, die in den meisten Fällen nicht dem Arbeitsalltag entspricht und auch nicht angemessen ist. Gute Zusammenarbeit funktioniert nur auf Augenhöhe.

Natürlich steht es Ihnen frei, wofür sich Ihre Stiftung einsetzen möchte. Bei einem so hoch dotierten Preis entsteht durch die Außenwirkung allerdings auch eine gewisse gesellschaftliche Verantwortung. Wir sehen uns daher in der Pflicht auf dieses Missverhältnis hinzuweisen. Gerade mit Blick auf die kulturell prägende Bedeutung von Kinderbüchern sollte allen schöpferisch am Werk Beteiligten die gleiche gesellschaftliche Wertschätzung zuerkannt werden.

Eine Öffnung des Deutschen Kinderbuchpreises für Bildautor*innen würden wir demnach nicht nur als gerecht, sondern als selbstverständliche Notwendigkeit begrüßen.

Mit freundlichen Grüßen

Annika Siems
Vorsitzende der Illustratoren Organisation e.V.