Das EIF in Madrid

Das EIF in Madrid

14.10.2025 | 2025 | IO und Partner | IO-News | KI News | Recht und Politik

ILLUSTRATED: DIAGNOSIS OF THE IMPACTS OF GENERATIVE AI ON OUR PROFESSION

von Anna Karina Birkenstock; Präsidentin EIF und Sprecherin des IO-Beirates.

Am 15. Und 16. September kamen Mitglieder des EIF-Vorstandes mit Vertreter*innen der Spanischen Regionalverbände in Madrid zusammen. Im Rahmen Vorprogrammes zur UNESCO Konferenz MONDIACULT* in Barcelona diskutierten wir über den „impact“  von Generativer Künstlicher Intelligenz auf Urheberrecht, Vielfalt, Wirtschaft, Mentale Gesundheit und Nachhaltigkeit. Dieses Projekt konnten wir dank des großen Engagements unseres spanischen Partnerverbandes FADIP realisieren. Die Dokumentation des Treffens und der Interviews wurden zusammen mit 20 Illustrationen im Vorprogramm zur Konferenz in Barcelona Ende September online präsentiert:

https://observatorioilustracion.wordpress.com/

Die Diskussion startete mit einer offiziellen Begrüßung durch eine Vertreterin des Kultusministeriums und der Gastgeberin, die Direktorin des ABC Museums, ein Museum für Illustration, das auf der privaten Stiftung eines Zeitungsverlegers basiert.

Darauf trugen die EIF Vertreter*innen vorbereitete Statements zum Thema vor. Schließlich hielt die Rechtsberaterin von FADIP (und nun auch vom EIF) Eva Moraga einen Vortrag über den aktuellen Stand der Generativen Künstlichen Intelligenz in Recht und Gesetzgebung. Sie bezog sich dabei auf den Berichtsentwurf über Generative Künstliche Intelligenz aus dem EU -Rechtsausschuss, verfasst von EVP-Mitglied Axel Voss.

Ein hochaktuelles Thema – Eine Woche zuvor hatte ich selbst an einem Online-Treffen mit ihm und 200 Vertretern aus Kultur und Wirtschaft teilgenommen, um das Papier zu diskutieren. Sie verwies auch auf das gurndsätzliche Problem, dass es in der EU derzeit viel zu wenige Klagen gäbe, die nötig wären um in einigen Punkten Rechtssicherheit zu schaffen.

Danach begann die gemeinsame Diskussion. Die Stimmung schwankte dabei oft zwischen resigniertem Pragmatismus und offener Rebellion in Bezug auf die jüngsten Entwicklungen.

Das European Illustrators Forum (EIF) ist ein Netzwerk nationaler Illustratorenverbände in europäischen Ländern. Das EIF bietet eine Plattform für Kontakte und Treffen zwischen allen europäischen Verbänden professioneller Illustratoren, in der Regel durch Kampagnen, die Organisation von Konferenzen, Ausstellungen, Forschung und Bildung.
Darüber hinaus vertritt das EIF die gemeinsamen Interessen seiner Mitgliedsverbände, indem es mit den Behörden der Europäischen Union und anderen für den Beruf des Illustrators relevanten Netzwerken zusammenarbeitet.

Entschädigung und Lizensierung
In der Politik hat sich endlich eine Mehrheit dafür gebildet, dass Urheber*innen auch nachträglich für die Nutzung ihrer Trainingsdaten entschädigt werden sollen. Einige Teilnehmende sehen darin allerdings eine Art „Schweigegeld“: Würden wir damit als Kreative nicht auch grundsätzlich die Arbeitsweise Generativer KI, die geistiges Eigentum ausbeutet um Kreativität zu imitieren, legitimieren?

Eine zentrale Forderung ist dabei die Wahlfreiheit der Urheber*innen, ihr Werke für KI-Training zu lizensieren.  Die technischen Möglichkeiten eines „Opt out“ (aktiver Widerspruch) werden auch in Axel Voss‘ Bericht besprochen. (Der derzeitige Standard funktioniert nicht). Das Problem: Urheber*innen haben keine Kontrolle darüber, wie ihre Werke im Netzt verbreitet werden, auch analoge Skulpturen können vom jedem fotografiert und privat ohne Opt Out ins Netz gestellt werden. Die einzige faire Möglichkeit, so unser Fazit, kann nur das „OPT IN“ sein (aktive Zustimmung).

Der zweite große Diskussionspunkt, der unsere Organisationen beschäftigen wird, ist die Frage des Qualitätsbegriffs der in unserem Berufsstandes maßgeblich sein soll. Bis wann ist die Nutzung von KI noch bloßes Werkzeug im eigenen kreativen Prozess? Wenn Menschen, die gut Prompten können, anfangen, sich Illustrator*in zu nennen und vielleicht sogar Mitglied in unseren Organisationen werden wollen, wo werden wir die Grenze ziehen? Anders als bei Ärzt*innen, die ein entsprechendes Studium nachweisen müssen, sind viele Kreative Autodidakten. Wie kann man als Illustrator*in also seine Qualifikation nachweisen?

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Wir beschlossen die zwei Tage beim gemeinsamen Skizzieren in Madrids wunderschönen Retiro-Park. Hier wurden, bei sonnigen 33 Grad, dann auch die letzten Interviews gefilmt.

Die zwei Tage intensiver Diskussion hinterließen mich zugleich euphorisch als auch resigniert. Euphorisch, weil ich in dieser Zeit so viel Gemeinschaft, so viel Solidarität und Gemeinsamkeiten gespürt habe. Resigniert, weil die Lobby, der wir gegenüberstehen, so groß und mächtig ist. Den Herausforderungen, denen Kreative gerade weltweit gegenüberstehen, können wir nur gemeinsam begegnen. Wir haben das Glück, dass die Europäische Union bereits ein starkes Urheberecht vorgibt und die Vielfalt ihrer Kultur für schützenswert erachtet. Innerhalb der einzelnen Länder gibt es jedoch oft große Unterschiede, was nationale Legislative, Wertschätzung und Förderung angeht. Hier ist es nun besonders wichtig, den jeweiligen „Goldstandard“ hochzuhalten.  Als europäische Illustrator*innen ist es daher wichtig, dass wir uns gerade auch mit anderen Urheber*innen austauschen und vernetzen, damit wir gemeinsam kämpfen können.

Es gibt den „Brüssel-Effekt“, d.h. andere Länder orientieren sich an Gesetzen der
EU. Daher ist es jetzt wichtiger den je, europäisch vereint zu handeln.

Nachtrag

Eine Woche später treffe ich mich online mit dem Netzwerk „European Artist United“ (ca. 50 Europäische Kreativen Dachverbände) um die Anmerkungen anderer Parlamentarier zu Axel Voss‘ Berichtsentwurf über Generative künstliche Intelligenz zu bewerten und unsere Stellungnahme an das Europäische Parlament vorzubereiten. Hier wird wieder einmal deutlich, dass selbst die Detailfrage rund um den „Opt-In“-Begriff keineswegs ausdiskutiert ist und noch lange Wege vor uns liegen. Aber: Wir sind ausdauernd – wir werden weiter gehen.

*MONDIACULT  ist die UNESCO-Weltkonferenz für Kulturpolitik. Eines der Hauptziele der MONDIACULT die Anerkennung von Kultur als eigenständiges Ziel in einer Nachfolge der UN-Agenda 2030. Link zur Abschlusserklärung 2025.