Interview mit Sabine Lohf

Interview mit Sabine Lohf

25.04.2014 | 2014 | Interview | IO-News | Personen und Meinungen

Sabine Lohf arbeitet seit vielen Jahren als Illustratorin und hat immer wieder Titel selbst konzipiert und getextet. Mitmach-Bücher, die Kinder zum Basteln und Draußenspielen anregen, liegen ihr dabei besonders am Herzen. Für eines davon hat sie einen eigenen Buchtrailer in Stop-Motion-Technik produziert.

Sabine, du bist Illustratorin, arbeitest aber viel mit Fotografie. War das schon immer ein Thema für dich?

Ja, schon während meines Studium habe ich im Nebenfach Fotografie studiert und war immer mit der Kamera – damals analog – unterwegs. Ich habe einige Reportagen gemacht, unter anderem über behinderte Kinder in einer integrierten Einrichtung und das war mein Einstieg bei der Zeitschrift „spielen und lernen”. Dort habe ich am Anfang auch fotografiert und auf einmal brauchten sie in der Redaktion gebastelte Masken aus Kleisterpapier. So fing es eigentlich an, dass ich plötzlich zur Bastelexpertin wurde, die ihre Produkte auch gleich selbst in Szene setzt. Also, Bastelerin, Stylistin und Fotografin in einem. Aus diesen Fotos ist dann auch mein erstes Buch im Ravensburger Buchverlag erschienen mit dem sinnigen Titel: Das hab ich selbst gemacht! Ist natürlich inzwischen nur noch antiquarisch zu haben.

Du bist seit gut 30 Jahren selbständig. Gab es da viele Umbrüche für dich oder siehst du die Zeit eher als kontinuierliche Entwicklung?

Es gab sehr viele Umbrüche. Allein die komplette Umstellung von der analogen zur digitalen Fotografie. Ich musste das alles neu lernen, und ich lerne immer noch. Es ist ja auch so, dass Illustrationsstile Moden unterworfen sind. Es ist nicht ganz einfach, auf einmal zu merken, dass etwas anderes angesagt ist. Und man kann ja auch nicht einfach ganz schnell einmal seinen Stil ändern. Auf jeden Fall sind Veränderungen ein Prozess. Ich habe mich in solch einer Krisensituation gefragt, was meine Stärken sind, was mache ich anders als andere, was kann ich besser. Und da habe ich mich wieder mehr auf meine Ursprünge besonnen. Mir liegt das Dreidimensionale, ich mag Collagen, und ich fotografiere immer noch gern. Daraus hat sich dann ein Stil entwickelt, mit dem ich wieder bestehen kann. Wie lange, das weiß natürlich niemand, aber ich habe keine Angst vor Veränderungen. Ich finde es sogar richtig gut, sich neuen Entwicklungen zu stellen. Und ich finde, dass es sehr viele wirklich gute junge Illustratoren gibt.

Für viele deiner Bücher hast du auch das Konzept entwickelt und den Text geschrieben. Wie hast du gemerkt, dass du das kannst?

Das habe ich während meiner redaktionellen Arbeit gelernt. Ich war ja einige Jahre verantwortliche Redakteurin für den Kinderteil „spiel mit” bei der Zeitschrift „spielen und lernen”. Wir alle in der Redaktion hatten das Glück, dass fast alle Neuerscheinungen aus dem Kinderbuchmarkt bei uns auf den Schreibtischen landeten. Da entwickelt sich nach einer gewissen Zeit schon eine Sicherheit im Umgang mit Konzepten und Texten. Wir haben intern auch sehr viel über Bücher diskutiert. Und auf einmal hat man dann den Blick dafür.

Illustrierst du auch gern Texte von anderen Autoren?

Ehrlich gesagt, eher ungern! Ich habe zwar ganz am Anfang mal Texte von mehr oder weniger bekannten Autoren illustriert, aber ich hatte nicht wirklich Freude daran. Ich habe aber einige Bücher gemeinsam mit Kollegen aus der Redaktion gemacht, die dafür Texte geschrieben hatten. Das war natürlich toll.

Und jetzt im Moment arbeite ich wieder mit einer Autorin zusammen. Aber da stimmt einfach alles. Wir haben uns zufällig im Zug nach einer Buchmesse kennen gelernt. Ich fand ihre Texte hinreißend. Und als ich eine neue  Buchidee hatte, wo die Bilder schon da waren, aber mir partout kein Text eingefallen ist, habe ich der besagten Autorin ein PDF mit meinen Bildern geschickt, und siehe da, es war der Beginn einer wunderbaren Zusammenarbeit. Das Buch erscheint dann im Dezember bei Gerstenberg!

Du hast lange für spielen und lernen gearbeitet. Sind Pädagogik und Didaktik wichtige Themen für deine eigene Arbeit?

Ja, aber nicht die Art von Pädagogik, die heute gerade angesagt ist. Ich bin da etwas freier in meinen Ansichten. Der erhobene Zeigefinger gefällt mir nicht so sehr, oder auch das Wort Lernzielkontrolle. Es ist bei vielen Büchern, die heute produziert werden sehr schade, dass sie am Ehrgeiz der Eltern ausgerichtet sind. Ich finde, Kinder werden unterschätzt in ihrer eigenen fantastischen und magischen Welt. Mein großes Thema ist zum Beispiel Sehen lernen, Dinge einmal anders, in einem anderen Zusammenhang wahrzunehmen. Das versuche ich in meinen Bildern umzusetzen, wie zum Beispiel in meinem Buch ZITRONENGELB UND FEUERROT.

Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Da ich Tiere habe, stehe ich ziemlich früh auf. Ich füttere alle Wesen auf meinem Hof und dann laufe ich erst einmal mit den Hunden durch die Natur. Oft kommt da schon mein Smartphone oder besser noch eine Kamera zum Einsatz. Ich benutze die Fotos wie ein Skizzenbuch, um Ideen gleich festzuhalten. Früher hatte ich noch kleine Skizzenbücher in der Jackentasche. Die sollte ich mal wieder öfter mitnehmen!!! Beim Laufen habe ich oft schon so viele Einfälle, dass ich mich richtig auf die Arbeit am Schreibtisch freue. Je nachdem, was ich gerade für Aufträge habe, illustriere oder fotografiere ich. Die Bilder bearbeite ich dann am Rechner. Wenn ich die Arbeit langweilig finde, koche ich mittags etwas, aber wenn mich etwas gepackt hat, dann arbeite ich auch schon einmal länger und trinke viel Kaffee. Das kommt immer auf das jeweilige Projekt an. Wenn Abgabetermine nahen, wird es abends auch meistens spät. Aber das kennt sicher jeder, der etwas termingerecht abgeben muss.

Zu deinem Bastelbuch bei Gerstenberg gibt es einen Buchtrailer in dem du selbst auftrittst. Hast du den Trailer auch selber produziert oder lief das über den Verlag?

Die Pressestelle des Verlages wollte einen Film über mich drehen. Das fand ich nicht so spannend, denn ich wollte lieber über den Inhalt des Buches etwas machen. Einen Film, der neugierig macht, und ein paar Seiten des Buches zeigt, und der Lust macht, das alles sofort nachzumachen.

Wie viel Zeit steckt denn in etwa in dem Film?

Einige Tage Arbeit waren es schon.

Wie lief die Arbeit ab und welche Technik hast du genutzt?

Ein Storyboard muss gemacht werden, dann musste ich mein Atelier umräumen, damit die Kamera mit den Stativen und dem Kran auch Platz hatte. Das mache ich aber nicht allein. Ich arbeite mit einem Kollegen zusammen, mit dem ich ein virtuelles Büro betreibe. Er hat ganz viel Wissen in technischen Dingen und filmt auch professionell. Für mich eine große Hilfe und eine echt kreative Zusammenarbeit.
Wir haben in Stop-Motion Abläufen gefilmt mit einer DSLR-Vollformatkamera, wie ich sie auch für meine Fotos benutze. Den Kran, haben wir uns geliehen, denn sonst hätten wir über dem Teich nicht filmen können. Ein Rieseneinsatz für wenig Geld.

Kannst du einschätzen wie der Trailer den Verkauf deines Buches beeinflusst?

Inzwischen haben allein auf dem youtube-Kanal von Gerstenberg 2300 Menschen den Film gesehen, der ein halbes Jahr online ist. Ich habe viel positives Feedback bekommen, und kenne Kinder, die den Film immer wieder ansehen und auch manches daraus basteln und draußen damit spielen. Und weil mir bastelnde Draußenkinder ein Anliegen sind, macht das für mich Sinn!

Danke für das Interview!

Sabines Lohfs IO-Portfolio

Mehr zu Sabine Lohf: www.sabine-lohf.de

Alle Bilder zum Interview: Sabine Lohf

 

Das Gespräch führte Constanze Spengler für die Illustratoren Organisation e.V.