So funktioniert Teamarbeit in einer GbR – Interview mit Sophia Schönborn von monströös

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© Sophia Schönborn

So funktioniert Teamarbeit in einer GbR – Interview mit Sophia Schönborn von monströös

04.12.2023 | 2023 | Interview | IO-News | Rund um Illustration

monströös GbR  ist ein preisgekröntes Animationsstudio mit Sitz in Berlin. Seit 2017 werden dort Erklärfilme, Musikvideos, Werbung, Kinderfilme, sowie Animationen für Dokumentar- und Spielfilme produziert. Aufgrund der Teamstruktur ist monströös in der Lage, ein Projekt von der Entwicklung des Konzepts bis zum fertigen Animationsfilm mit Sound und Musik maßgeschneidert zu realisieren. Sophia Schönborn hat uns ein Interview zur Arbeitsweise im Team gegeben.

 

Liebe Sophia, du bist Mitglied von monströös, einem Studio für 2D Animation und audiovisuellem Storytelling. Wie groß ist euer Team und wie kamt ihr auf die Idee euch zusammen zu schließen?

Genau, wir haben monströös zu siebt gegründet: Ursprünglich sind wir sechs Animatorinnen und ein Musiker und Sounddesigner. Inzwischen beschäftigen wir noch eine Mitarbeiterin und arbeiten auch mit Freelancer*innen zusammen.

Animationsfilm ist Teamwork. Wir wollten gemeinsam größere Projekte angehen können, unseren Kund*innen mehr Sicherheit bieten und unsere Interessen gemeinsam besser durchsetzen. Wir wollten uns gemeinsam unsere ideale Arbeitsumgebung schaffen, füreinander da sein und vor allem nicht alleine arbeiten. Da hat es Sinne ergeben gemeinsam ein Studio zu gründen.

Wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen? Hat jeder seine eigenen Projekte oder gibt es Schnittstellen, z.B. im administrativen Bereich wie bei Steuern oder Buchhaltung?

Bei monströös arbeiten wir nur selten ganz alleine an einem Projekt. Meistens sind zumindest zwei Leute involviert, wobei eine Person mehr die Kundenkommunikation und administrativen Aufgaben übernimmt und eine andere kreative Leitung ist.Einzelne Aufgaben wie Illustration, Animation und Drehbuch verteilen wir auch innerhalb von monströös oder erweitern unser Projekt-Team durch kompetente Freelancer*innen. Wir arbeiten also oft sehr verzahnt miteinander und spielen Projekte sogar hin und her.Dabei gewinnen die Projekte durch verschiedene Stärken und Blickwinkel. Aufgaben, die uns alle betreffen haben wir unter uns aufgeteilt. Jede hat einen anderen Hut auf und übernimmt einen Aufgabenbereich, wie Steuern oder Buchhaltung.

Sicherlich gibt es bei einem so großen Team auch mal Spannungen bei gemeinsamen Projekten. Wie handhabt ihr das, damit die Zusammenarbeit glatt läuft und gut funktioniert?

Innerhalb von Projekten versuchen wir Aufgabenbereiche und Kompetenzen vor Projektbeginn so gut wie möglich abzugrenzen. Dadurch treten innerhalb von Projekten eher wenig Spannungen auf. Ein Studio mit so vielen Köpfen zu führen, kann aber schon herausfordernd sein. Wir haben zweimal pro Jahr Retreats in denen wir die wichtigsten Themen besprechen. Zum Beispiel wie es uns geht, wie uns die Richtung der Projekte gefällt, ob wir mit unseren Aufgaben zufrieden sind, unsere Gehaltsstruktur und so weiter. Wir versuchen dann gemeinsam Lösungen zu erarbeiten und im Anschluss an die Treffen umzusetzen. Auch im Studioalltag ist ehrliche und regelmäßige Kommunikation sehr wichtig, damit alles glatt läuft. Durch gute Online-Tools wie Dropbox, Miro und Slack bewahren wir alle den Überblick.

Ich stelle mir vor, dass die Aufteilung von Honoraren schon vor Projektbeginn abgesprochen werden sollte. Was sollte man beachten?

Bei uns fließen alle Honorare in einen Topf, aus dem wir uns ein festes, von der Arbeitszeit abhängiges (Teilzeit oder Vollzeit), Gehalt auszahlen. Diese klare Struktur vereinfacht die Verteilung und sorgt dafür, dass auch die Studioarbeit angemessen vergütet wird. So können wir uns auf das konzentrieren, was wir lieben – kreative Projekte umsetzen.

Was gibt es hinsichtlich der Urheberrechte bei gemeinsamen Projekten zu beachten?

Urheberrechte sind essenziell, besonders da wir als Team oft gleichzeitig an Projekten arbeiten. Klar definierte Regelungen gewährleisten, dass jeder die verdiente Anerkennung für seine kreativen Beiträge erhält. Jede*r behält die Urheberrechte an ihren originären Beiträgen, während wir uns das Recht sichern, die entstandenen Werke für vereinbarte Zwecke zu nutzen.

Als Gesellschaftsform habt ihr die GbR gewählt. Welche Vorteile hat das gegenüber einer eher üblichen Ateliergemeinschaft? Wäre auch eine andere Gesellschaftsform von Interesse gewesen?

Wir wollten mehr als eine Ateliergemeinschaft sein, daher entschieden wir uns für die GbR als Gesellschaftsform. Sie bietet Sicherheit, Flexibilität und passt perfekt zu unserem gemeinsamen Studioansatz. Eine bewusste Wahl für eine starke gemeinsame Identität und enge Zusammenarbeit.

Wie seid ihr dabei vorgegangen bzw. wo kann oder muss man eine GbR eintragen lassen? Braucht man dafür einen Notar?

Wir hatten das Glück vor der Gründung ein Coaching in Anspruch nehmen zu können. Da konnten wir einen Businessplan, aber auch Erwartungen und Ideen gemeinsam erarbeiten. Mit einem Anwalt haben wir einen GbR-Vertrag aufgesetzt, der alle wichtigen Aspekte festhält – von Gewinnausschüttung über Entscheidungsfindung bis zum Austritt oder sogar was passiert, wenn Erben Anspruch erheben. Ein mündlicher Vertrag reicht zwar zur Gründung aus, aber Klarheit und gute Regelungen von Anfang an – das war uns wichtig.
Als Freiberufler kann man für die GbR direkt eine Steuernummer beim Finanzamt beantragen und muss sie nicht gesondert anmelden.

Teams sind ja nicht in Stein gemeißelt und verändern sich auch mal in der Zusammensetzung. Wie sind die Abläufe, wenn eine Person das Team und auch die GbR verlassen will?

Bisher ist der Fall zum Glück noch nicht eingetreten, aber wir haben vorgesorgt und Abläufe für diesen Fall in unserem Vertrag festgehalten. Zunächst würden wir das Gespräch suchen, um die Gründe zu klären und dann die vertraglichen Aspekte regeln.

Wir danken dir ganz herzlich für das Interview.