Interview mit Robert Scheffner

Interview mit Robert Scheffner

26.05.2021 | 2021 | Interview | IO-News | Personen und Meinungen

Robert Scheffner hat an der AVA – Academie of visual arts Frankfurt studiert und machte dort seinen Abschluss mit dem Animationsfilm „Cornell und der Toaster“. Seit 2010 arbeitet er als selbstständiger Illustrator und Animator/ Regisseur und unterrichtet auch „Trickfilm“ an der ESOD – European school of design in Frankfurt. Wir haben mit ihm über seine Arbeit gesprochen.

 

Dein Kinderbuch “Cornell und der Toaster” besticht durch den ungewöhnlichen Look seiner „modellierten“ Illustrationen. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass zuerst der Film und später das Buch entstand. Wie kam es zu dieser ungewöhnlichen Reihenfolge?

Wie schon erwähnt, entstand der Animationsfilm 2009 als Abschlussarbeit meines Studiums. Erst einige Jahre später hatte ich die Idee, die Geschichte als Buchprojekt umzusetzen. Dafür konnte ich aber nicht auf die alten Figuren und Settings zurückgreifen, die meist noch aus Knete waren. Ich wollte also alles neu modellieren, bauen und fotografieren, bevor ich es 2016 auf der Frankfurter Buchmesse einem Verlag vorstellen konnte. Der Oetinger Verlag war begeistert und das Buch erschien dann 2018.

Wie kamst du auf die Idee zur Geschichte, in der ein kleiner Toaster die Hauptrolle spielt?

Während des Studiums lernten wir auch, wie man Drehbücher schreibt und dabei Spannung aufbaut. Das Thema, für das ich mich entschieden hatte, war „Einsamkeit“ und ich schrieb die Geschichte von Cornell, der alleine lebt, bis ihm eine Katze zuläuft. Meine Dozentin fand das ein wenig unspektakulär und so entschied ich mich, die Katze durch einen kleinen sympathischen Toaster zu ersetzen. Das war eine gute Entscheidung.

Cornell und der Toaster

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Sowohl für deine Stop-Motion-Filme als auch für deine Illustrationen modellierst du kleine Figuren mit unglaublich vielen Details und fotografierst sie dann. Das erfordert doch bestimmt viel Geschicklichkeit und Fingerspitzengefühl?

Ja, das ist richtig. Aber glücklicherweise hatte ich vor meinem Studium eine Ausbildung als Zahntechniker gemacht und das Modellieren schon gelernt. Allerdings arbeitete ich damals noch mit Wachs. Heute sind es Modelliermasse, Silikon, Draht und Stahl. Außerdem habe ich gelernt kleine Kleidungsstücke für meine Figuren zu nähen. Die Puppentrickfiguren sind meist der Mittelpunkt meiner Arbeiten. Sie werden von mir modelliert, gebaut, genäht, geschnitzt und bemalt – bis sie ein lebendiges Aussehen bekommen.

Wie können wir uns die Entwicklung der Charaktere vorstellen? Legst du einfach mit der Modelliermasse los und schaust dann, was sich daraus entwickelt?

Ganz und gar nicht – ich entwickle alle meine Figuren zuerst auf dem Papier und fertige detaillierte Zeichnungen an. Da ich mich strikt an meine eigenen Skizzen halte, sehen die Puppen später fast eins zu eins wie die Vorlage aus.

An welchem Projekt arbeitest du zurzeit – ist es ein Buch oder ein Animationsfilm?

Seit Mai 2020 arbeite ich an dem Kurzfilm Mortimer und die verschwundenen Dinge. Eigentlich hatte ich die Idee für das Buch schon einige Jahre in der Schublade. Dann habe ich den Produzenten Sebastian Simon von Pixelpec beim Frankfurter Illustratoren-Treffen kennengelernt und so kam es, dass wir die Geschichte gemeinsam als Filmprojekt in Angriff genommen haben. Der Film wurde mit fast 70.000 € durch Filmförderungen unterstützt. Das hört sich erstmal nach viel Geld an, aber davon muss ja auch das Tonstudio, die Musik und vieles andere mehr bezahlt werden. Bis Ende Mai 2021 arbeite ich wohl noch an den Animationen und dann geht’s in die Postproduktion. Anfang 2022 wird der Film dann hoffentlich auf Festivals zu sehen sein.

Wir sind gespannt und freuen uns darauf ihn zu sehen! Fällt man nach einem so lang andauernden Projekt eigentlich in ein Loch und braucht eine Auszeit?

Ich arbeite die ganze Zeit über schon vier Wochentage an dem Film und an einem Tag kümmere ich mich um Akquise oder mache Auftragsarbeiten für Werbung oder Wirtschaft. Aktuell habe ich die Verpackung für einen Schokoladenhersteller gestaltet. Darauf sind dann Szenen mit meinen Puppen abgebildet. Zusätzlich arbeite ich noch an zwei illustrierten Buchprojekten, die ich bei Verlagen unterbringen möchte. Darauf freue ich mich ganz besonders, denn ich liebe es Geschichten zu erzählen!

Lieber Robert, wir danken dir ganz herzlich für das interessante und Gespräch und die Einblicke in deine Arbeitswelt.

Das Interview für die IO führte Matthias Bender.

Mehr von Robert Scheffner:
www.robertscheffner.de