Quint Buchholz ist Maler und Illustrator – sein wohl bekanntestes Werk ist die Titelillustration des Bestsellers „Sophies Welt“. Vorstandsmitglied Heike Haas hat mit ihm über seine Arbeit gesprochen.
Um zunächst alle mitzunehmen, die dich vielleicht nicht kennen, hier die erste Frage: Was machst du genau beruflich und womit verdienst du deine Brötchen?
Seit inzwischen ziemlich vielen Jahren bin ich Maler und Illustrator. Zur einen Hälfte mache ich Ausstellungen und verkaufe Bilder und Drucke, zur anderen Hälfte gestalte ich Bücher, manchmal auch andere Sachen. Ich habe v. a. im Hanser Verlag, aber auch in vielen anderen Verlagen so einiges an Büchern und Texten von anderen Autor*innen illustriert, aber auch meine eigenen Texte. Wenn ich beschreiben will, was ich mache, kann ich auf den Buchumschlag von „Sophies Welt“ von Jostein Gaarder verweisen. Das ist sicher das meistgedruckte Bild von mir, denn das Buch ist nicht nur hier in Deutschland in sehr hoher Auflage erschienen.
Was machst du am liebsten? Was ist deine Herzenssache?
Das verlagert sich ein bisschen. Als ich anfing, habe ich einfach Bilder gemalt, später habe ich mit der Illustration begonnen und kam mit der Zeit zu immer interessanteren Aufträgen. Da hatte ich dann auch Platz mit meiner Art zu malen und musste nicht irgendetwas anderes machen. Das war sehr wichtig für mich. Durch die Illustrationsaufträge habe ich aber auch viel Neues entdeckt: andere Themen, Autor*innen, Verlage. Da ist eine ganze Welt für mich aufgegangen, was ich wunderschön fand. Aber mit der Zeit wurde der Reibungsverlust bei den Illustrationen immer größer im Vergleich zur Arbeit an ganz eigenen Bildern.
Was meinst du mit Reibungsverlust?
Ich habe immer versucht, meine Illustrationen auch als meine Bilder zu malen. Ich wollte immer, dass die Bilder auch eigenständig für sich funktionieren. Das war nicht immer ganz konsequent durchzuhalten. Aber weitgehend schon. Ich habe versucht, so lange an einem Bild herumzudenken, bis ich sagen konnte: Das ist mein Bild. Das könnte ich auch einfach so an die Wand hängen. Dass es meine Ausdrucksweise ist, in der ich mich nicht irgendwohin verbiegen muss. Diese Freiheit zu finden ist für mich immer mühsamer geworden.
Welche Hilfe hättest du dir gewünscht, als du damals angefangen hast?
Ich hatte schon ganz gute Hilfe. Ich hätte gerne – das ist bis heute so – in jedem Verlag eine Lektorin oder einen Lektor, die mit Bildern kompetent umgehen. So was wie einen Art Director. Die „Bildbegleitung“ machen fast immer die Lektor*innen mit, die ja meistens von der Sprache her kommen. Das ist nicht immer ideal. In meinen Anfängen bei Sauerländer hatte ich Rolf Inhauser, der auch ein großer Bildermensch war. Er hat mir viel gezeigt und auch viel gefordert. Das brauchen wir Illustrator*innen eigentlich. Eine Art Coach oder Trainerin, die sagen: „Das kannst du besser“ oder „Vielleicht fällt dir da noch was Interessanteres ein“.
Ich hatte aber auch ein paar ältere Kolleg*innen, die mir Tipps gegeben haben und mich mal irgendwohin mitgenommen haben. Als ich das erste Mal auf der Buchmesse war, hat Rotraut Susanne Berner, die damals schon ziemlich bekannt war, mich gleich zu einem Illustratorenfrühstück mitgenommen. Sie war einfach großzügig mit ihren Kontakten und dem, was sie wusste und selbstverständlich teilte. Das fand ich eine sehr angenehme Art, miteinander umzugehen, die in der Illustrationsszene weit verbreitet war. Und ich selbst versuche, das auch immer zu machen: alles herzugeben, was ich weiß.